Donnerstag, 26. Januar 2017

°Drei Türme Tour° – Thüringer Wald Feeling mitten in Brandenburg




Noch ehe ich die Augen aufschlug, rappelte es neben mir und etwas sehr helles schien in mein Gesicht. Kurz darauf wurde an mir gerüttelt und die aufgeregte Stimme eines kleinen Wesens drang an mein Ohr. Paaapaaa aufwachen, draußen ist alles voller Schnee! Als ich mich schließlich schwerfällig in eine erhöhte Position stemmte, um aus dem Fenster unseres Zirkuswagens zu blicken, sah ich es. Endlich war alles weiß, eine für Berliner Verhältnisse dicke Schneeschicht bedeckte den Boden, die Büsche, Bäume und die im Garten verstreuten Spielgeräte meines Sohnes.

Also los, ich hetzte den kleinen Mann ins Nebenzimmer, Onkel Micha wecken, während ich im Küchenwagen unter der Spüle nach der Thermoskanne fahndete und Brote schmierte. Wenig später wurde der noch halb schlafende Onkel Micha von Alvar erbarmungslos in die Küche gezerrt und mit einer Tasse Earl Grey mit Hafermilch vor den bullernden Ofen gesetzt. Nun verkündete ich stolz, dass wir heute den Watzmann umrunden würden, was mir nur die skeptischen Blicke aller Anwesenden einbrachte und ein leichtes Tippen des Zeigefingers an der Stirn.

Ich ließ mich jedoch davon nicht beirren, also: Rucksack gepackt, Stiefel geschnürt und los ging es nach Nordosten in Richtung Bad Freienwalde. Nachdem ich den Sohn in der Kita abgeliefert hatte fuhren wir eine knappe Stunde nach Bad Freienwalde, wo wir am Bahnhof parkten und eine Station mit der ODEG nach Falkenberg (Mark) fuhren.
 

Vom Bahnhof aus gehen wir bis zu einer Straßenkreuzung in der Ortsmitte und laufen nach links die B 167 in Richtung Bad Freienwalde runter. Am Gedenkstein im Theodor Fontane Park folgen wir dann stadtauswärts dem Fontaneweg. Am Ortsrand steigen wir links einen steilen Waldweg hinauf, den ein kleiner brauner Turm auf weißem Grund markiert. Und schon befinden wir uns im Winterwald.
 

Rutschig und unwegsam war es dort und der Weg zog sich ziemlich steil den Hang hinauf, so dass wir nach kurzer Zeit richtig ins Schwitzen gerieten. Dabei hatten wir uns heute bei – 8C° und strahlendem Sonnenschein extra dick eingemummelt. Doch je höher wir stiegen desto weniger wurden unsere Schichten an Kleidung, die wir am Körper trugen.


Normalerweise musste dieser Wanderweg recht gut zu gehen sein, doch nicht nur Eis und Schnee machten das Vorankommen beschwerlich. Aus der Ferne hallte Maschinenlärm durch den einsamen Wald und immer wieder ließen uns Erderschütterungen skeptisch innehalten. Als wir uns unseren Weg durch zerfurchte Erde und verschneite Baumkronenreste bahnten- ihr ahnt es schon- der Harvester war zu Gange und wühlte sich Bäume fällend und entastend durch unsere Zauberland-schaft. Also sahen wir zu, dass wir der zerfurchten Landschaft, die diese Fällmaschine hinterließ, möglichst rasch entkamen.
 

Bald darauf zog der Weg wieder recht steil an, bis er sich zu einem Kammweg durch wunderschöne Laubmischwälder wandelte. Dem Kammweg folgend passierten wir die kleine Tobbenberg Hütte und wähnten uns kurz darauf nicht mehr im flachen Brandenburg zu wandern, sondern durch die schöne Mittelgebirgslandschaft des Thüringer Waldes oder des Harzes. Unterbrochen von kurzen Auf- und Abstiegen durch die strahlend weiße Winterlandschaft gelangten wir an die Abzweigung zum Bismarckturm, der auf einem Hügelvorsprung kauernd, durch seine Feldsteinmauern wie eine alte Burgruine anmutet. Ein schöner, verwunschener Ort zur Winterzeit, der die Gedanken in ferne Zeiten schweifen lässt.
 

Um weiter auf dem Turmwanderweg zu bleiben, kehrten wir zur Wegkreuzung zurück und folgten dann links den Tierspuren im frischen Schnee. Die anschließende Watzmannumrundung gestaltete sich spektakulär, da die von den hohen Bäumen rieselnden Schneekristalle golden in der Sonne glitzerten und man den Eindruck hatte im Goldregen durch einen Märchenwald zu laufen. Unbeschreiblich schön! Der knurrende Magen meldete sich und so wurde es Zeit für eine Essenspause im warmen Licht der Nachmittagssonne. An Stämmen von mächtigen Kiefern gelehnt, die auf einer Hügelzunge thronten, blickten wir über die Mariannenschlucht und genossen die klare, kalte Luft.
 

Frisch gestärkt stiegen wir hinab in die breite Schlucht und wieder hinauf zum malerisch gelegenen, zugefrorenen Teufelssee, der sich etwa eine Stunde vom Bismarckturm entfernt befindet. Augenscheinlich wird der See von einem alten Bekannten, den wir schon aus dem Briesetal kennen, bevölkert. Als wir am Seeufer entlang schlenderten, entdeckten wir im Zufluss des Sees seine riesige Burg, in der wohl mehr als eine Biberfamilie Platz gefunden hätte. Wir konnten uns kaum von dem Anblick des gigantischen Biberbollwerks lösen, doch mahnte uns das schwindende Tageslicht zum Aufbruch.


Vorbei an der alten Jugendherberge und dem E-Werk bogen wir rechts in den Waldweg ein, über den wir nach kurzem Anstieg den Thüringer Blick erreichten. Der markierte Weg führte uns direkt zum Eulenturm am Haus der Naturpflege und hinunter zur B 158, der wir rechts ein kurzes, ätzendes Stück folgten. Vorbei am örtlichen Kinder-und Jugendzentrum OFFI stiegen wir hinunter zum Jahn-Stadion, hinter dem auch die große Skisprungschanze von Bad Freienwalde liegt.


Jetzt wo Schnee lag, war der Anblick der Sprungschanze gar nicht so verstörend, doch im Sommer muss die ganze Anlage mehr als skurril auf den Betrachter wirken. Wir erinnern uns nochmals...wir sind im flachen Brandenburg und nicht im Harz, obwohl momentan wirklich alles danach ausschaut und sich anfühlt. Verrückt!


Als wir die Schanze passierten, wurden bereits die Flutlichter angeschaltet und das Auffinden des richtigen Weges durch die Papenberge kostete uns etwas Zeit. Im Dunkeln folgten wir dem Brunnentalweg und stiegen zur Fürstenquelle ab, die sich am Rande der Kuranlagen befand. Kurz vor dem Erreichen der Kurklinik stiegen wir rechts den kleinen Steig zur alten Kapelle hinauf, der uns wieder das Wasser aus den Poren trieb.
 

Atemlos an der der Kapelle angekommen, folgten wir sogleich dem Wanderweg (Turm oder gelber Punkt) durch die Dunkelheit des dichten Waldes, einem Pfad der uns in einem letzten Anstieg zum Aussichtsturm führte. Langsam stiegen wir über vereiste Stufen nach Bad Freienwalde ab und durchquerten die Stadt, vorbei an liebevoll restaurierten Villen und Stadthäusern zum Bahnhof, wo wir uns nach ca. 5 Stunden und 17km mit schmerzenden Gliedern in die Autositze fallen ließen. Wow!


Wer also wunderschöne Natur, steile Anstiege und tiefe Schluchten mit Thüringer Wald Feeling sucht, ist auf dem Drei Türme Wanderweg von Falkenberg (Mark) nach Bad Freienwalde gut aufgehoben!












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen