Freitag, 27. Januar 2017

°Schönower Heide° – Wildrundweg mit Kinderwagen


Es ist mal wieder Sonntag, eigentlich ein strahlend schöner Sonntag, doch die trübe letzte Woche hängt noch im Gemüt. Die vergangenen Tage waren grau und die Nächte sehr kurz. Das Kind war krank! Vater hat alle Termine absagen dürfen und verbrachte die Tage mit dem zu recht missgelaunten Sohn im inneren des Wagens! Doch heute Morgen wendete sich das Blatt, Fieber weg, Minusgrade und ein strahlend blauer Himmel.

Ich muss raus, dit is uf jeden Fall klar, und der Sohn kommt mit. Da das Bürschchen noch nicht raketenmäßig fit ist wie sonst, suche ich eine Spezialstrecke, die Vater und Sohn zufrieden stellt und noch Kinderwagen tauglich ist. Ah, klar…die Schönower Heide im Naturpark Barnim! Da können wir Rot- und Damwild gucken und auf einem kinderwagentauglichen Rundweg durch die weite Heidelandschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes Schönower Heide rattern.


Also Sohn und Kinderwagen ins Auto geladen und los! Wir fahren die Bucher Straße nach Berlin – Buch, dann die Hobrechtsfelder Chaussee durchs kleine Dörfchen Hobrechtsfelde, ein kleines Stück auf der kurvigen L 30 Richtung Bernau und nach 20 min wir sind schon da.
 

Auch andere Menschen sind schon da, der Parkplatz ist gut gefüllt! Der Weg ist vereist. Unsicher schlittern und staksen die meisten Leute dahin. Mutig schiebe ich den warm eingepackten Sohn in seinem gefundenen dreirädrigen Geländekinderwagen über die Haupteinflugschneise in Richtung Aussichtsturm. Aus der Ferne kann ich bereits ein gemischtes Rudel junger Rot- und Damhirsche ausmachen, die sich neugierig über das Futter hermachen, welches ihnen die geneigten Wildtierfreunde und Spaziergänger entgegenschleudern. 

Das Paradoxe an der Szenerie ist, dass genau an dieser Stelle des Zaunes ein Schild angebracht ist, auf dem mit großen Lettern und mit Piktogrammen dargestellt steht “ Wildtiere füttern verboten!“ Ich beschließe mich heute nicht zu ärgern. Da ich dieses Schauspiel bereits kenne, möchte ich vorsichtshalber erst eine große Runde durch die Heide drehen bis der große Run auf das heimische Wild vorüber ist.


Leider hat der Sohn genau in diesem Augenblick die zahlreichen Geweihträger entdeckt und kräht aus seinem Geländefahrzeug: „Paaapaa, Hirsche angucken!“. Nun gut, erste Chance am heiligen Sonntag für mein persönliches Seelenheil zu sorgen verpasst. Jetzt heißt es ruhig Blut bewahren, Menschen ignorieren und nur auf den begeisterten kleinen Menschen im Kinderwagen und die Hirschleute achten. 

Ich werde mich einfach von Klein-Alvars kindlicher Begeisterung mitreißen lassen und meine Erwachsenenüberzeugungen mal ganz weit weg schieben! Und siehe da, es klappt! Nach einer halben Stunde ist das Rudel des schlechten Futters und der Gafferei überdrüssig und verdrückt sich wieder ins Unterholz. Meine Chance ein paar Meter gut zu machen und so rollen wir von dannen.

Der Weg gestaltet sich fahrerisch anspruchsvoll und der Untergrund variiert zwischen Eispiste, Schneematsch und aufgeweichtem Steinschotter. Kurvig zieht sich der Rundweg entlang des riesigen Wildtiergatters, durch die malerische weiße Heidelandschaft. Nach ca. vier Kilometern machen wir eine Pause, ich befreie den kleinen Raupenmann aus seinem warmen Kokon und wir verspeisen unsere Unterwegsrationen auf ein paar großen Baumstämmen in der Mittagssonne. Nachdem die kleine Made satt ist und ein wenig auf den Stämmen herumgeklettert ist will sie wieder in ihren warmen Kokon und die Fahrt kann weiter gehen.

Bald darauf schläft der Sohn in seinem Wägelchen tief und fest und ich verlasse den Rundwanderweg für einen kleinen Abstecher von 1,6 Kilometern, zum Gorinsee. Durch den typischen Brandenburger Kiefernforst geht es geradewegs zum Gorinsee, der unter seiner eisigen Winterdecke untypisch verlassen da liegt. An warmen Sommertagen ist hier die Hölle los und der Parkplatz eigentlich immer überfüllt.


Zurück auf dem Rundwanderweg durch die Schönower Heide fahre ich die verbliebenen drei Kilometer durch die freundliche Nachmittagssonne. Immer wieder schiebe ich an äsenden Damtieren vorbei, deren weiße Hinterteile mit dem schwarzen Wedel über die Heide leuchten.


Zurück am Ausgangspunkt des Weges suche ich mir ein schönes Plätzchen auf der ehemaligen Schießbahn unter einem Kiefernbaum und stelle den kleinen Alvarmann in die Sonne, während ich, von kindlicher Energie getrieben, in die Krone der Kiefer klettere. Dort verbringe ich glücklich und zufrieden die restlichen Nachmittagsstunden bis mein Sohn aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht und wir uns langsam auf den Heimweg machen.


Vater und Sohn haben jetzt gute Laune und ich finde der Sohn sieht jetzt auch viel gesünder aus! ;-)




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